02.01.2022 (Lars Minartz). Der Turnsport in Leopoldshöhe leidete im Jahr 2021, wie schon im Jahr zuvor, stark unter der Corona-Pandemie. Obwohl internationale Großveranstaltungen, wie die Olympischen Spiele in Tokio, stattfanden, wurde der lokale Turnsport stark eingeschränkt und die Motivation vor allem der jungen Turner nahm zunehmend ab.
Trotz widriger Umstände nutzten die lippischen Turner aus dem Hause des TuS Leopoldshöhe jede Möglichkeit Ihrem Sport nachzugehen. Da zu Beginn des Jahres ein Training in den gewohnten Trainingsstätten nicht möglich war, stellten die Turner kurzer Hand auf Online-Training um. Jeder richtete sich zu Hause eine eigene Trainingsstätte mit dem entsprechenden Internetanschluss ein. So konnten die Turner regelmäßig per Videoübertragung von zu Hause aus gemeinsam trainieren. Nach einem tänzerisch geprägten Aufwärmprogramm standen weiter Beweglichkeit und Krafttraining z.B. an Türen, Treppen und Tischen auf dem Plan. Der TuS Leopoldshöhe bot ergänzend zwei Veranstaltungen „Fit trotz Corona“ und „TuS Yoga“ an. So konnten die Turner einen Teil ihrer Form und vor allem den Kontakt zueinander halten.
Nach der Aufhebung des Versammlungsverbots zum Ende Mai hin startete ein Freilufttraining. Am 30.5.21 fand das „Anturnen im Freien“ statt. Zu diesem Zweck hatte Trainer Nils Nagel ein Hochreck in seinem Garten einbetoniert. Weiter kam eine neue Airtrackbahn zum Einsatz. So waren erstmals seit der Schließung des Verbandsstützpunktes am 23.10.2020 wieder Salto und Riesenfelgen möglich.
Am 14.06.2021 konnte dann nach einem dreiviertel Jahr der reguläre Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden. Je nach Alter des Turners, bedeutete die lange Zwangspause einen erheblichen Rückschritt in der sportlichen Karriere. Speziell im Jugendalter finden die größten Leistungssprünge statt. Ob diese verlorene Zeit wieder aufgeholt werden kann wird sich zeigen. Leider haben mittlerweile einige Turner aufgehört und das Turnen beendet. Nach ein paar Trainingseinheiten mit Übungsteilen, wie Salto-Doppelschraube und Doppelsalti, kam zumindest ein wenig die Zuversicht zurück, dass noch nicht alle Grundlagen verloren waren. Um auch die Ferienzeit voll nutzen zu können wurde – wie auch in den letzten Jahren – ein Trainingslager im Standort Leopoldshöhe organsiert. Im Rahmen von acht Trainingseinheiten konnten die Turner im Grundlagenbereich ihre verlorenen Trainingsstunden langsam zurückerarbeiten.
Erfreulicherweise startete im September eine neue Kindergruppe mit Kiara Kuhrs. Kiara ist als Sportlerin und Trainer in der Rhythmischen Sportgymnastik aktiv und hat sich schon jetzt sehr gut in das Gerätturnen eingearbeitet. Das ist besonders bedeutsam, da in Leopoldshöhe weiterhin nicht allen turninteressierten Kindern ein Angebot für ein Turntraining gemacht werden kann. Weiter begann das Kursangebot „TuS Turnen – Motorische Grundlagen für Kinder“. Hier können ca. 15 Kinder in einer Mischung von Spiel und Sport erste Eindrücke an den Turngeräten sammeln.
Einen Höhepunkt im Herbst bot der Deutschland-Cup und der Bundespokal der Landesverbände, welcher im November in Paderborn ausgetragen wurde. Beim Deutschland-Cup konnte Justin Sonntag vom TuS Leopoldshöhe in der Altersklasse 18-29 Jahre mit 74,95 Punkten den ersten Platz belegen. Damit gewinnt zum ersten Mal ein Turner aus Lippe den wichtigsten Einzelwettkampf des DTB, nach den Deutschen Meisterschaften, auf Bundesebene. Sein Mannschaftskollege Curtis Beckmann belegte in der gleichen Altersklasse mit 69,95 Punkten den 5. Platz. In der AK 16/17 erturnte Jonas Marksmann ebenfalls einen starken 5. Platz und Daniel Sorin, welcher mit einem 11. Platz das erfolgreiche Ergebnis der Leopoldshöher Turner abrundete.
Im Bundespokal messen sich die jeweiligen Landesverbände in einem Mannschaftswettkampf. Der Westfälische Turnerbund, bestehend aus Turnern der KTS Mettingen und dem TuS Leopoldshöhe, erzielte hier den 2. Platz. Für die Turner war es eine besondere Freude endlich wieder in einem solchen Format turnen zu können.
Ende November stand dann die Reise ins bayrische Pfuhl zu den Aufstiegswettkämpfen der Deutschen Turnliga auf dem Programm. Auf diesen wichtigen Wettkampf wollten sich die Turner intensiv vorbereiten und in den Herbstferien die heimische Trainingsstätte am Schulzentrum Nord in Leopldshöhe nutzen. Leider zeigte sich hier, dass Leistungssport für die Verantwortlichen und Politiker in Leopoldshöher keinen hohen Stellenwert zu haben scheint. Es wurde den Turner kurzerhand der Zutritt zur Halle und damit den Trainingsgeräten verwährt. Eine Entscheidung, die im Hinblick auf die langen Entbehrungen während der Corona-Pandemie für die Turner nicht nachvollziehbar war. Auf die Unterstützung aus dem Rathaus wurde lange vergebens gehofft. Hier hat sich keiner der Verantwortlichen aus dem Rathaus stark gemacht, um sich für den Spitzensport einzusetzen und alles möglich zu machen, was den lippischen Sportlern bei den Vorbereitungen geholfen hätte.
Mit einer Mischung aus Enttäuschung und doch leichtem Optimismus reisten die Kunstturner zum Aufstiegswettkampf. Ihr Optimismus sollte sich an dieser Stelle bezahlt machen: Die Turner Lennart Singer, Yannic Marksmann, Curtis Beckmann, Bennet Begemann, Nico Knecht, Bent Sörensen, Justin Sonntag, Daniel Sorin, Tobias Winkler und Jonas Marksmann konnten nach einem hart umkämpften Wettkampf den Aufstieg in die 3. Bundesliga feiern.
„Eigentlich wollten wir schon vor zwei Jahren an die Tür der Bundesliga klopfen. Doch ein schwerer Unfall unseres Topturners Justin Sonntag und danach der Lockdown des Verbandsstützpunktes haben dazu geführt, dass wir erst im dritten Anlauf an dem Aufstiegswettkampf teilnehmen konnten.“ erklärt Nils Nagel und ergänzt: „Mit der Anerkennung des WTB als Verbandsstützpunkt, dem Sieg von Justin Sonntag bei dem D-Cup 2021, dem 2. Platz der Mannschaft in dem Bundespokal der Landesverbände sowie dem Aufstieg in die 3. Bundesliga haben wir unsere Hausaufgaben gemacht. Es gilt nun zu hoffen, dass Politik und Verwaltung die notwendigen Rahmenbedingungen für das Kunstturnen in Leopoldshöhe schaffen, die den Klassenerhalt 2022 ermöglichen. Konkret bedeutet das eine Ausweitung des Trainingsbetriebs von 44 auf 48 Wochen Trainingsbetrieb pro Jahr“.
Das Turnjahr 2021 wurde mit einem vereinsinternen Wettkampf der Kindergruppen und weiter dem 12. Athletiktest beendet. Besonders erfreulich war, dass auch dank der neuen Trainerin Kiara Kuhrs, insgesamt 22 Nachwuchsturner an den Start gingen. Beste Einzelturner waren Dario Schmalz auf Platz 1, Paul Schwarz auf Platz 2 und nach nur vier Monaten Training Manuel Ebel auf Platz 3.
Für das Jahr 2022 besteht die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie endlich überwunden werden kann, so dass wieder Geräteturnen im regulären Umfang in Leopoldshöhe möglich sein wird. Die Teilnahme des TuS Leopoldshöhe an der 3. Bundesliga stimmt hier zuversichtlich und lässt auf spannende, spektakuläre Wettkämpfe hoffen.